Im Dezember 1989, kurz nach dem Mauerfall, sprach der damalige Kanzler Helmut Kohl in Dresden vor mehreren zehntausend Menschen. Dieser Auftritt besiegelte in gewisser Weise die Einheit Deutschlands – und brachte ihm den nächsten Wahlsieg. Jetzt, zwanzig Jahre später, soll dem heute 80-Jährigen dafür in der Innenstadt Dresdens ein Denkmal gesetzt werden – finden CDU und FDP. Doch das Vorhaben hat viele Gegner und die Debatte darüber spaltet nicht nur die Politiker. Vor einer „Geschichtsklitterung und Personenkult“ warnen die Kritiker, während CDU und FDP-Spitzen die Rede als bedeutenden Tag für die Stadt Dresden sehen. Deshalb fordern sie eine „Denkmalstätte, als Ort der Erinnerung“ für den „Einheitskanzler“. Doch Politiker der SPD, Grüne und Linke halten dies für eine Verfälschung der Geschichte. Nicht Helmut Kohl, sondern die Menschen der DDR haben den Zusammenbruch des damaligen Regimes bewirkt. Sie sind es, denen Dank gebührt. Helmut Kohl nutzte lediglich die Gunst der Stunde um seine politische Macht auszubauen und zu stabilisieren. Mit Erfolg zwar, doch dies ist kein Grund, die Tatsachen nach Belieben zu verdrehen.